Die deutsche Gesellschaft lässt sich als sehr unterschiedlich (ungleich) in Bezug auf Lebenslagen und vielgestaltig mit Blick auf ethnische, kulturelle, materielle, religiöse oder bildungsbezogene Hintergründe von jungen Menschen und ihren Familien beschreiben.
Das erfordert von der Jugendhilfe,
Als grundlegende Querschnittsaufgabe hat die Kinder- und Jugendhilfe allen Erscheinungsformen von Rassismus und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten!
In der deutschen Gesellschaft lassen sich eine Reihe von Merkmalen bestimmen, die sehr unterschiedliche Lebenslagen und kulturelle Orientierungen von Menschen charakterisieren (vgl. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Jugendmilieus in Deutschland, Geschlechtsspezifische Lebenslagen, Soziale Ungleichheit, Armut, Migration und Flucht, Behinderungen). Solche Merkmale sind neben den dominant thematisierten unterschiedlichen Migrationshintergründen (mehr als ein Drittel der Minderjährigen in Deutschland hat einen Migrationshintergrund mit Bezügen zu ganz unterschiedlichen Herkunftsländern) z. B. ihr ethnischer oder religiöser Hintergrund, ihr materieller Status (knapp ein Fünftel leben an der Armutsgrenze von öffentlichem Sozialgeld), ihr gesundheitlicher oder aufgrund von Behinderung eingeschränkter Status oder auch ihr Geschlecht. So hat es die Jugendhilfe in Deutschland mit einer Vielfalt unterschiedlichster Lebensbiographien, Lebensbewältigungsmustern und Lebenschancen junger Menschen (und ihrer Eltern) zu tun.
Jugendhilfe hat deshalb in ihrer generellen Verpflichtung, Differenzen zwischen den je individuellen Lebenswelten ihrer Adressat*innen zu berücksichtigen und sich mit deren vielfältig unterschiedlich geprägten biographischen Erfahrungen sowie ihren sozialen und kulturellen Bezügen fachlich auseinandersetzen. Sie hat sich als diversitätssensibel zu erweisen und angemessene Modalitäten für den Zugang zu diesen Adressat*innen und für die Leistungsgestaltung zu finden, die diese jeweils vor ihrem Hintergrund als zugänglich, annehmbar und nützlich betrachten und die sie als anschlussfähig an ihren Alltag erleben.
Die Einrichtungen und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe stehen vor verschiedenen Anforderungen. Zum einen ist es bei der Angebotsgestaltung notwendig, die unterschiedlichen Lebenssituationen von jungen Menschen differenziert zu analysieren und zu reflektieren. Weiter ist bei der Gestaltung der Bildungs-, Förderungs-, Teilhabe- und Hilfeangebote auf deren Zugänglichkeit für Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu achten und dabei danach zu fragen, wie diese Angebote anschlussfähig an die individuellen und sozialen Bedürfnisse der jeweiligen Adressat*innen gemacht werden können. Schließlich gilt es, als Grundlegung hierfür eine strukturelle interkulturelle Öffnung der Organisationen voranzutreiben und auch bei ihren Fachkräften diversitätssensible, interkulturelle Kompetenzen als Schlüsselqualifikation zu entwickeln und zu verankern.
Ein differenzgerechtes fachliches Handeln zielt einerseits darauf, dass die Mitglieder unterschiedlicher Teilkulturen (und dabei besonders der benachteiligten) gleichermaßen ihre Rechte als demokratische Bürger*innen wahrnehmen können, und das sowohl in der Gesellschaft, als auch als Nutzer*innen der Kinder- und Jugendhilfe. Dafür benötigen ihre Akteure eine spezifische fachliche Haltung, die auf Respekt und Anerkennung verschiedener Lebenslagen aufbaut und damit die Grundlage dafür schafft, dass Gruppen und Individuen – unterstützt durch die Kinder- und Jugendhilfe – ihre jeweiligen Interessen vertreten können.